EROS MACHT MUCKEN – Teil 1/5
- Imke
- 24. Nov. 2024
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 26. Nov. 2024
Eine (fast) reine Frauencrew im Saronischen Golf
Der einzige Mann "an Bord" war das Schiff selbst. Richtig gelesen, entgegen der guten Tradition auf Segelschiffen hatte dieses einen männlichen Namen. Und wie sagte schon der alte Klabautermann: Männer an Bord bringen zumindest etwas Unglück.

Auch Vasen können Segeln und auch karge griechische Inseln tragen Blüten. Am Anker im Südosten der Insel Salamis.
Foto: Grit E.
Unserer Skipperin Nicole und ich, beide Österreicherinnen hatten uns vor Reiseantritt wenigstens einmal auf einen Kaffee in Wien getroffen. Die erwarteten Mitseglerinnen waren für mich im analogen Sinn "Überraschungseier". Online lässt sich ja doch das eine oder andere verstecken oder überspielen. Unser einziges Zoom-Meeting vor einer Woche hatte uns jedoch zumindest so weit überzeugt, dass wir entschieden, es wohl eine Woche miteinander auf einer Bavaria 46 aushalten zu können.
Im Geheimen hatte ich so meine Vorbehalte, weil ich aus persönlicher und beruflicher Erfahrung weiß, dass menschliche Dissonanzen auf einem Schiff ganz schön haarig werden können. Man kommt sich einfach nicht aus und ich führte ehrlicherweise nur eines im Schilde: Segeln, segeln, segeln - und noch einmal segeln. Einkaufslisten, zwischenmenschliche Unklarheiten, technische Probleme oder nautische Herausforderungen standen auf meiner Prio-Liste nicht wirklich drauf.
Nachsegeln, Ankerwache, einsame Buchten ohne Zivilisation, Schnorcheln, Kurse auf der guten alten Seekarte abstecken (ja, so lange bin ich schon nicht mehr gesegelt!) Wetter nehmen. Tiefenbestimmung per Handlot... hingegen sehr.
Eros in der der griechischen Mythologie ist der Gott der Liebe. Sein römisches Equivalent ist der eher bekannte Amor.
Während meiner 20er und den beginnenden 30ern verbrachte ich mit Passion und Herzblut alle meine freie Zeit auf alten Traditionsseglern, meist in der Dänischen Südsee, aber durchaus auch in der Nordsee, dem Englischn Kanal und auf dem Atlantik. Hochseepatent inklusive. Zurück nach Athen im September 2024.
In der immer noch brütenden Hitze des späten Septembers geht Nicole auf die Suche nach dem Charterbüro, während ich im Schatten eines Baumes "unaufällig" aus den Herbst in die Hochsommerklamotten wechsle. Ich bin gespannt wie ein Flitzebogen. Wie sie wohl aussieht, unsere Bavaria 46? Wie das wohl sein wird, das erste Mal auf einer solch großen Yacht zu segeln? Und das nach so viel Jahren der Segelabstinenz? Wie Nicole das wohl wuppt als Skipperin und allein Vollverantwortliche? Allein die Vorstellung, in ihre Schuhe zu schlüpfen, treibt mir noch mehr Schweißerlen auf die Stirn, als die Sonne das ohnehin schon tut.
Die Bootsübernahme und den damit einhergehend Check des gesamten Schiffes und seiner Technik bekomme ich zu meinem Bedauern nur in seinen Anfängen mit. Denn ich befinde ich mich mit Inga auf dem Weg in den Supermarkt zur Verproviantierung. Einkaufen, ohne die Schrift lesen zu können, mit einem Team, dass in Denkweise und Handlungsabläufen sehr anders gestrickt ist - die Hohe Schule der Verproviantierung und eine Mini-Herausforderung für meinen Geduldsfaden.
"Eros" lt. Duden: "sehnsuchtsvolles sinnliches Verlangen; der Geschlechterliebe innewohnendes Prinzip [ästhetisch-]sinnlicher Anziehung; durch Seele und Geist geadelte sinnliche Liebe."
Das elektronische Board erfordert, dass das Auslaufen vermutlich erst am späten Vormittag des nächsten Tages stattfinden kann, erfahren wir in der Crewbesprechung. Sie macht für mich auch zusätzlich klar, dass ich mir zumindest Nachtsegeln schon mal "abschminken" kann.
Die Laune lasse ich mir auch davon nicht verderben, dass "Eros" direkt vor einem angesagten Hotspot liegt und die Nacht eher musikgefüllt denn sanft plätschernd wird. Stattdessen schnappe ich mir meine Badesachen, Grit, Nicole und Inga gehen schick essen, und ich freue mich still darüber, dass meine Adlerauge zuvor Einheimische beim Baden entdeckt hatten. Nichts wie ins Wasser, dem Sonnuntergang entgegen.

Falls Du nach dem ersten Teil schon so neugierig geworden bist, dass Du den zweiten kaum erwarten kannst, weil Dir endlich Seebeine wachsen sollen, Du in Deinem Leben aufbrechen möchtest zu neuen Ufer, und Abenteuer zu bestehen, schon lange auf Deiner Bucket-Liste steht, schreib mir eine Mail. Neue Reisen sind schon in Planung: kalyaana@posteo.de
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